Gruß und Kuss
- Die Rechtschreibreform und das scharfe s

Die Rechtschreibreform von 1996 ist eine Kapitulation vor der Rechtschreibschwäche im deutschen Sprachraum. Viele sind geneigt, dies so zu sehen und lehnen daher die Reform ab. Einige der neuen Regeln sind jedoch sinnvoll, weil logisch und daher einfach anzuwenden.

Leider, leider wird aber die Regel zum „scharfen s“ oder „Eszett“ trotzdem oft missverstanden. Wie oft erhalte ich E-Mails, auch von sog. Managern, von Doktoren oder anderen Akademikern, die ihr Schreiben mit freundlichen „Grüssen“ schließen. Oder viele Werbetexter meinen, Kleidung in allen „Grössen“ anbieten zu müssen. Und wie oft soll ich im Internet ein Fenster „schliessen“!

Nee, nee liebe Leute: Nur in der Schweiz wurde schon vor vielen Jahren das scharfe s abgeschafft. Mit der Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung (NDR) bei uns wurden lediglich die Regeln vereinfacht, das scharfe s jedoch beibehalten!

Unterschied bemerkt? Es ist doch ganz einfach:

Wird der vorangehende Vokal  l a n g  gesprochen, folgt ein ß,
bei kurz gesprochenem Vokal ss – und zwar unabhängig davon,
ob ß/ss am Wortende stehen oder mittendrin.

Werden allerdings Großbuchstaben (Versalien) verwendet, musste man bisher das scharfe s durch SS ersetzten, denn die NDR kannte keinen ß-Großbuchstaben.
Mit der Neuauflage des Duden im Jahr 2017 wurde dann die Möglichkeit eröffnet, den schon 2008 international standardisierten Großbuchstaben zu verwenden. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass die Verwendung fakultativ ist.
Der FREUNDLICHE GRUSS bleibt bei der Verwendung von Versalien die Normalform.

Wer’s genau wissen will, schaue hier im Duden nach.