„Also, näh, aber mal ährlich” – so
würde Adolf Tegtmeier beginnen, aber
die Diskussionen um G8, die Verkürzung der Gymnasialzeit von 9 auf 8
Jahre,
kann einen schon aufregen.
Im April 1965 bin ich
in Saarbrücken auf das Gymnasium gegangen, im Februar 1973 hatte ich
mein Abi
bestanden, in weniger als 8 Jahren also. Das Geheimnis: Zwischendurch
war die
Umstellung des Schuljahrbeginns von Frühjahr auf Herbst, die durch zwei
Kurzschuljahre bewerkstelligt wurde. Die Qualität der Ausbildung im
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Zweig kann trotz „G8 antik“ so schlecht nicht gewesen sein, denn in den
beiden
ersten Semestern an der TH Darmstadt hätte ich mir die Mathe- und
Physik-Vorlesungen schenken können, wären da zwischendurch nicht 15
Monate
Dienst fürs Vaterland gewesen.
Um G8 zu beurteilen, muss man die Schulzeit ganzheitlich betrachten. Die gesamte Ausbildungszeit am Gymnasium wird bestimmt durch die Gesamtzahl aller Schulstunden von der Sexta bis zum Abi. Als Parameter hat man die Verteilung der Schulstunden
a) auf die Wochentage
b) auf die Schultage pro Jahr
c) auf die Kalenderjahre
Schon
vor Jahren hat man den Samstagsunterricht abgeschafft
und damit Parameter a) schon mehr als ausgereizt. Wenn man nun auch am
Parameter c) dreht und G8 einführt, dann ist der Bogen einfach
überspannt.
Will man gleichbleibende Qualität bei der Ausbildung, kann man nicht mehrere Schrauben in die gleiche Richtung drehen. Dass G8 funktioniert, so lange man die Wochenstunden auf 6 Tage, also einschließlich Samstag, verteilt, dafür sind alle der lebende Beweis, die die Kurzschuljahre mitgemacht haben. Will man G8 und samstags schulfrei, muss man wohl oder übel den Parameter b) anpacken und mehr Schultage pro Kalenderjahr spendieren oder mit anderen Worten, die Ferien verkürzen. Um wie viele Tage, das kann man leicht ausrechnen – auch ohne Abi.
Meine Meinung zum Thema "heutiges Schulsystem / Abitur" findet man hier.